Bericht über eine andere Form des Wanderruderns

Die Fahrt fand in Westfriesland, genauer im Friesland hinter dem Lauwersmeer, der heutigen Provinz Fryslân der Niederlande, statt. Frieslands höchste Erhebung ist ein Berg von 27 m Höhe und die tiefste Stelle 2 Meter unter dem Meeresspiegel.

Die Fahrt begann in Leeuwarden, der Hauptstadt der Provinz und endete in Steenwijk einer Stadt in der Provinz Overijssel. Nach Steenwijk erfolgte die Anreise der Wanderruderer aus vier Vereinen mit dem Auto und anschließend wurde mit der Bahn nach Leeuwarden gefahren. Hier holte uns Jaap Maks, der Vermittler der Fahrt vom Bahnhof ab und nach 5 Minuten erreichten wir das Schiff „Carpe Diem“, einen alten 114-Tonnen-Frachter, der nun schon 10 Jahre als Hotelschiff fährt.

Die „Carpe Diem“ am Liegeplatz im Leeuwarden (Foto: G. Sapper)

Die „Carpe Diem“ am Liegeplatz im Leeuwarden (Foto: G. Sapper)


Erste Einweisung gab in der Messe und danach wurden die Kojen geentert. Statt eines ersten Stadtrundgangs wurden erstmal die Getränke getestet und so der Anreisetag beendet. Essen und Schlafen an einer Stelle und das jeden Tag an einem anderen Ort. Die Ruderboote, zwei Werrys (Doppelzweier mir zwei Steuerleuten) und ein Zweier ohne gehörten zum Schiff und wurde nach dem ersten Frühstück ins Wasser gekrant. Wir verabschiedeten und morgens am Schiff und mussten es abends wieder finden, weil es immer andere Strecken fuhr als die Ruderer.

Die Tour begann mit einer Rundfahrt durch Leeuwarden und bei der ersten Pause wurde festgestellt, dass wir auf dem van Haximakanal falsch waren und so wieder zurück zur letzten Kanalkreuzung und dann zur Sneeker Trekvaart rudern mussten. Friesland ist der am dünnsten besiedelte Teil der Niederlande und so kam ein Campingplatz viel zu früh und dann kaum noch ein zur Pause geeigneter Platz. So fragten wir einen Privatmann nahe Mantgum, ob wird auf seinem Anwesen pausieren dürften und bekamen positiven Bescheid. Der Hausherr überließ uns die gartenmöbel. Er hatte kein Museum, aber er zeigte uns ein Zimmer, das 150 Jahre nicht verändert worden war.

Doppelzweier mit Steuermann auf dem Kanal (Foto: G. Sapper)

Doppelzweier mit Steuermann auf dem Kanal (Foto: G. Sapper)


Die Strecke nach Sneek zog sich, aber das Schiff am Somerrak wurde gefunden. Die Ankunftszeit von 17.00 Uhr wurde nicht erreicht. Kein Problem, die Küche stellte sich darauf ein und verschob das Abendbrot. So konnte erst Kaffee getrunken werden und dann sich in den beiden Duschen an Bord frisch gemacht werden. Das Abendbrot, vorzüglich von Imma, der Frau des Skippers Nico van Baalen angerichtet, wurde mit Appetit verspeist und dann in verschiedenen Formen die Freizeit bis zum Schlafen verbracht.

Am Sonnabendmorgen war nach dem Frühstück Zeit für einen Stadtrundgang. Danach wurde gerudert. Als erstes wurde das Waterport, ein mittelalterliches Wassertor, besucht, dann zurück zur Wâldfeart und nach 2 Kilometer war Sneek, friesisch Snits, zu Ende. An der Fähre Pondijk war ein schöner Rastplatz aber kein Fährkrug, der als Pausenplatz diente. Auch an diesem Tag war nichts mit Gaststätten auf dem Weg. Die einzige in Boornzwaag war geschlossen. So ging es durch Scharsterbrug und einer Pause im Hafen am Molesleat zum Tjeukemeer. Das Tjeukemeer unser größter See der Fahrt musste durchrudert werden bevor am der Südseite Echternenbrug und damit das Schiff erreicht wurde.

Hier waren wir in fast freier Landschaft. Der Hilfsdiesel musste Strom erzeugen, denn Landstrom gab es nicht. Hier wurde von der Mannschaft der Jucucci, ein Wirlpool an Deck, in Nutzung genommen und ergab eine angenehme Entspannung. Da Sightseeing nicht möglich war und ein Gewitter zu Besuch kam, wurde der Rest des Abends in der Messe verbracht.

Am dritten Tag ruderten wir zu Beginn auf dem Pier Christiaanssleat und dem De Tjonger of Kuunder und wir kamen langsam an die Grenze der Provinz Overijssel. In Slijkenburg wurde sie passiert. Zum Mittag erreichten wir die einzige Schleuse der Fahrt an der Einfahrt des Flüsschens Linde. Hier befand sich ein Eiscafe, in dem die Gäste gut verpflegt wurden. Während der Mittagspause kam ein Schauer herunter und auch auf dem Rest der Ruderstrecke gab es ein paar Tropfen von oben. Die Landschaft war wie schon gewohnt: flach und grün. Das Schiff lag in Ossenzijl am Rande des Weriben-Nationalparks. Dieser Nationalpark wurde am deutschen Nationalfeiertag durchrudert. Unberührte Natur – Fehlanzeige. Auch hier Viehwirtschaft und Anwesen für die Freizeit. Mittag war in Blokzijl, heute eine Kleinstadt mitten im Land. Historisch lag Blockzijl am Ijsselmeer und war eine Handelstadt zur Nordsee hin.

Nach 14 Kilometer ging die Ruderfahrt im Industriehafen von Steenwijk zu Ende. Die Boote wurden an Bord genommen und geputzt. Eine Wanderfahrt mit einer für die Miederlande neuartigen Konstellation ging zu Ende. Die Heimfahrt wurde dann nach dem Frühstück angetreten.

Dank an unsere holländischen Gastgeber.

Text: Wolfgang Krutzke